Bis zur Durchführung einer Reise kann es viele Beteiligte geben, mit denen man deswegen kommunizieren muss oder an die Informationen gegeben werden müssen, wo man sich fragen kann, wie gut werden diese geschützt:
- Reisebüro
- Reiseveranstalter
- Transferdienstleister (Fluggesellschaften, Bus, Bahn, Fähre, Schiff, Taxi)
- Leistungsträger am Ort des Geschehens (Hotels und andere Unterkünfte, Messegesellschaften, Guide, Dolmetscher etc.)
- Zahlungsverkehr-Dienstleister
- Kommunikationsdienstleister, Informationssysteme, Geolocation
- Telekommunikationsdienstleister
- u.a.
Man sollte denken, je mehr solcher beteiligten Unternehmen es für das konkrete Reiseprojekt oder eine Serie von geplanten Reisen gibt, desto wahrscheinlicher wird es sein, dass diese Reisen anderen Personen und Unternehmen bekannt wird. Nämlich solchen, die Systeme nutzen, in die die Informationen all solcher Dienstleister hineinfließen. Das sind zunächst mal die Global Distribution Systems (-> GDS). Des weiteren sind das Bonussysteme. Beispiel "Miles & More". Das ist SWIFT, über das der Zahlungsverkehr der Banken läuft und worauf amerikanische Geheimdienste Zugriff haben.
- Für erfolgreiche Informationssysteme werden schnell von überall her Schnittstellen programmiert. Denken wir an das i-phone, an Facebook und Twitter.
Mit Buchungssoftware und Reiseveranstalter-Software verhält es sich auch so. Die Hersteller von Spezial-Software für Autovermietungsfirmen, Fähren, Hotels und so weiter streben die Anbindung an touristische Verteilungssysteme und Zahlungssysteme an, die den Vertrieb der Dienstleistungen erleichtern, die Kosten für den Vertrieb und das Marketing verringern können.
Für den Kunden hat diese Vernetzung natürlich viele Vorteile: Zeitersparnis, Ersparnis von Wegen (alles geht vom Schreibtisch aus), Preisvergleiche u.a. Deswegen stellt die Masse der Kunden diese nicht in Frage.
Eine Auswahl und Buchung von touristischen Leistungen erfolgt optimiert und kombiniert nach verschiedenen Kriterien. Zwar gibt es Systeme, die anzeigen, wo es was gibt, z.B. wo in der Stadt ein Design-Hotel mit Badestrand. Es gibt Augmented Reality. Es gibt Preissuchmaschinen, Bewertungsportale, Beschwerdeplattformen.
Aber Suchmaschinen, die die Anbieter nach Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und unter dem Aspekt des anonymen Reisens vergleichen, sind mir nicht bekannt.
Es gibt nur vereinzelte Tests und in Portalen, auf denen man sich über Firmen beschweren kann wie z.B. Reclabox, beschweren sich Kunden unter anderem auch über mangelnden Datenschutz und mangelhafte Transparenz der dem Kunden aufgedrängten Bedingungen. Man kann bei Reclabox Beschwerden und Bewertungen nach Unternehmen filtern und so einen gewissen Eindruck bekommen. Z.B. sehe ich schnell, dass der Stromanbieter Flexstrom zahlreiche Kunden fängt mit täuschender Werbung. Und dann einseitig die Preise stark erhöht und einfordert, aber selbst versprochene Boni nicht auszahlt (04.06.13: Inzwischen ist Flexstrom insolvent, wegen seiner unlauteren Werbemethoden und die sich deswegen aufgebauten Forderungen auf Vertragserfüllung (Bonusauszahlungen)).
Das System hat einen Nutzen für Verbraucher. Beschwerden treffen gehäuft auf und erzeugen eine Prangerwirkung, die die Unternehmen besser nicht ignorieren.
Aber das ist noch nicht das, was ich mir vorstelle, ist noch sehr unstrukturiert. Es ist mehr für Fälle, in denen das Kind schon in den Brunnen gefallen ist; oder: der Kunde auf die Werbung oder eine Preissuchmaschine hineingefallen ist. Dann versucht ein Moderator der Plattform dem Beschwerdeführer zu helfen. Das sind immer Einzelfälle. Hier redet das Unternehmen dann auch mal mit seinem Kunden in Gestalt eines Menschen, dessen Aufgabe die Image-Wahrung ist. Zugeständnisse werden dann gern als Kulanz hingestellt in Situationen, in denen der Kunde sowieso Rechtsansprüche kraft Gesetzes und die Rechtssprechung auf seiner Seite hat (, wovon er aber oft nichts weiß).
Dass es solche Unternehmens-Datenschutz-Suchmaschinen noch nicht gibt, liegt vielleicht daran, dass zwar die Lage und die Speisekarte, die Fähigkeiten des Kochs (eines Hotels oder Restaurants) wesentliche Verkaufsargumente für Hotels und Restaurants (um mal in der Touristik zu bleiben) sind, nicht aber der Schutz der Privatsphäre der Kunden. Man kann auch vielleicht nicht so gut damit werben, dass es etwas nicht Gewünschtes nicht gibt (Ich stelle mir ein Hotel in Moskau vor, das damit wirbt, dass keine Wirtschaftsspionage zugelassen wird, keine Abhörvorrichtungen vorhanden sind.). Sie kennen das Prinzip: Stellen Sie sich jetzt bitte keinen auf zwei Beinen stehenden lila Elefanten vor!
Privatsphärenschutz wird von Marketingleuten überwiegend als ein Gegner der Werbung um Kunden gesehen und widerspricht dem Gedanken des Affiliate-Marketings, bei dem Unternehmer zum Zwecke des Kundenfangs kooperieren und Kundeninformationen durchreichen, die getrackt wurden.
Eine wichtigere Rolle als für Reisebüros und Fluggesellschaften spielt der Privatsphärenschutz des Kunden für Zahlungsdienstleister.
Der Abbau des Bankgeheimnisses in Deutschland in den letzten 15 Jahren und die Abwicklung von Zahlungsgeschäften über das Internet führte im Bankensektor aus Sicht des Kunden zu einer Schwächung des Privatsphärenschutzes. Datenschutzsensible Kunden wählen sich ihre Online-Bank oder ihr Online-Sofortbezahlungssystem jetzt auch vermehrt danach aus, ob sie von Sicherheitspannen gelesen haben. Online-Banken, die bei Tests gut wegkamen, werben gern damit, zu den sichersten Banken in Sachen Datenschutz zu gehören. (Kreditkartenunternehmen stehen bei mir danach in keinem guten Ruf.)
Ich speichere Meldungen über Datenschutzpannen bei Unternehmen, die ich lese auf meinem Desktop-Computer. Wenn das nun Hunderte, ja Tausende Verbraucher tun würden, in der Cloud ... Die Macht der Cloud ...
Deswegen lese ich regelmäßig das Blog von Heise, denn Heise berichtet über Verletzungen des Datenschutzes, von Sicherheitslücken von Techniken und Websites.
Vision
Ich denke, dass ein Portal, welches Daten zu Unternehmen darüber sammelt und speichert, wie sie es mit dem Datenschutz halten (inklusive einer Historie), sehr erfolgreich werden könnte. Anhand der gesammelten Daten ließen sich auch Vergleiche nach Kategorien entwickeln, z.B. Vergleich zum Vorhandensein bestimmter Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Oder Vergleiche nach Fortschritten im Datenschutz. Gefundene Einbruchstellen, deren Anzahl und die Zeit zu deren mutmaßlicher Schließung.
Ich stelle mir so eine Superdatenbank vor, wie bei Amazon oder Wikipedia.
Anregung für Openleaks
Das wäre die richtige Aufgabe für einen Nachfolger von Wikileaks. Das sollten sich die Leute von Openleaks vielleicht mal überlegen.
Probleme, die so ein Portal haben wird, sind die Angreifbarkeit gegenüber Juristen (z.B. Verleumdungen, Beleidigungen, Preisgabe von Betriebsgeheimnissen), gegenüber Hackerangriffen der Unternehmen, die schlecht wegkommen, Hackerangriffen, die von Geheimdiensten initiiert werden und gegenüber staatlicher Zensur.
Das sind ja Probleme, mit denen Wikileaks schon lange zu kämpfen hat. Es müsste also nicht bloß ein Portal sein, sondern eine Hydra, ein Peer-to-Peer-Netz, bei dem nicht bekannt ist, wer verantwortlich ist, rechtlich verantwortlich gemacht werden kann.
Da nicht nur Experten die Daten zum Datenschutz in Unternehmen, zu Strategien der Manager der Unternehmen sammeln und berichten, sondern auch Personen, die bestimmte Zusammenhänge nicht verstehen oder falsch erläutern, müsste es Moderatoren oder Redakteure geben. Um zu bestimmen, wer dies werden darf, braucht man aber Wege der Identifikation. Und wer lädt Personen ein, Moderator oder Redakteur zu werden? Das wären die rechtlich Verantwortlichen. Schließlich könnten Überwachungspersonen in das System eingeschleust werden, um die Verantwortlichen zu ermitteln. Wie begegnet man diesen Problemen, um das Netzwerk stabil zu erhalten?
Wie kann man also Qualität der durch die Cloud gesammelten Daten gewährleisten, wenn nicht bestimmte Personen diese Qualität managen und überwachen? Der Nutzer dieses Machtpols soll sich auf die Daten über die Unternehmen, die ihm als Kunde gegenüberstehen, verlassen können.
Die Wirkung, die dieser Pool erzielen kann, ist Vermeidung von Geschäften mit verrufenen Unternehmen. Die Macht des Boykotts. Sie schafft, was die Masse der Politiker nicht schafft...
Tipp:
Es gibt schon Wiki-Data.com. Das ist ein Anfang für eine Datensammlung über Unternehmen.
Hier kann man sehen, wo es in der Welt die Deutsche Bank gibt, mit welchen Tochtergesellschaften:
http://www.wiki-data.com/search?q=Deutsche+Bank
Nachtrag 09.07.2013: Allerdings ist diese Datenbank im Mai 2012 von einem Unternehmen "AvoxData" übernommen worden, welches die Datenbank kommerziell nutzt, so dass sie nicht frei zugänglich ist (wenn man darunter den kostenlosen Informationszugang versteht).
Nachtrag 10.06.2015: Es sind noch Daten zu Firmen abrufbar, z.B. Intourist: https://www.avoxdata.com/portal/entity-search?q=Intourist
Oder Deutsche Bank: https://www.avoxdata.com/portal/entity-search?q=Deutsche%20Bank