Vom Präsidenten der Photovoltaik Austria, Dr. Hans Kronberger, wurde in der Zeitung Brennpunkt (Biotech News aus der Zukunft - eine Zeitung des Unternehmens Biotech) in der zweiten Ausgabe 2010 ein Artikel veröffentlicht, den er aus Anlass des Erscheinens der "World Energy Outlook" - der Bibel der Energiewirtschaft - über die Verknappung der herkömmlichen Brennstoffe schrieb.
Aus Russland, schreibt Kronberger, sickert immer stärker durch, dass der Anlass für die Liefersperre im Januar dieses Jahres weniger der (neuerliche) Konflikt mit der Ukraine war, sondern einfach Gasmangel. Gazprom-Chef Alexej Miller habe ja schon prognostiziert, dass sich die Gaspreise in nächster Zeit vervierfachen werden. Er nennt einige Anzeichen für seine These, dass wir jetzt "in der Zukunft der Verknappung der fossilen und atomaren Energieträger angekommen" sind. Er hält den Begriff "Energiekrise" aber für falsch, denn Energie ist ausreichend vorhanden. - Die Sonne spendet sie. Wir müssen sie nur zu nutzen wissen.
Da ist es doch interessant zu sehen, wie Russland momentan die Sonne zur Energieerzeugung nutzt. Russland zeigte bisher politisch wenig Motivation, auf erneuerbare Energien zu setzen. Aufgrund der reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen bestand offenbar kein besonderer Handlungsdruck, die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen besonders staatlich zu fördern. Die Lobby für Umweltschutz ist nicht besonders stark in Russland, das Umweltbewusstsein bei dem russischen Otto-Normalverbraucher nicht sonderlich ausgeprägt, wenn man nur mal an die vielen wilden Müllhalden in den Wäldern und an Badeseen denkt. Ein weiteres Indiz für das Zukurzkommen des Umweltschutzes in Russland ist, was in Sotschi beim Ausbau der Infrastruktur für die Winterolympiade 2014 passiert. Umweltverbände (darunter Greenpeace Russland) gaben es kürzlich auf, mit dem Olympia-Organisationskomitee weiter zusammen zu arbeiten, weil dieses die Vereinbarungen mit ihnen nicht ernst nimmt.
Zur Bevölkerung in Sotschi muss man aber gerechtigkeitshalber sagen, dass die Mehrheit gegen einen derartigen Ausbau der Infrastruktur auf Kosten der wertvollen Ökosysteme dort ist.
Schon mehrere Jahre lang lässt das Umweltgesetzbuch in Russland auf sich warten, siehe dazu schon mein Posting "Professor Sadilows Traum". Ende des letzten Jahres wurde wieder ein neuer Versuch unternommen. Das Ergebnis der Dumaabstimmung über eine Einführung einer Einspeisevergütung für erneuerbare Energien (Deutschlandradio meldete so etwas im November 2009) ist mir noch nicht bekannt.
Jetzt will ich doch den Kommentar des Herrn Böhm zu dem erwähnten Posting und meine Antwort damals aufgreifen und im Folgenden einige Solarmodulhersteller und Siliziumzellenhersteller in Russland vorstellen. Die Recherche ist heute aber noch nicht abgeschlossen, zumal ich zugleich auch noch auf die Waferproduktion in Russland eingehen möchte.
Heute nun kommt der Dokumentarfilm "Energy Autonomy - Die 4. Revolution" (Komposition der Musik übrigens von der Russin Natalja Dittrich). Und das motiviert mich, hier schon einmal vorab diese Ankündigung auf meine Übersicht zur russischen Photovoltaik-Industrie zu machen.
Ich wünsche mir, dass dieser Film zu einem Kassenschlager wird und den durchschnittlich informierten Otto Normalverbraucher die Augen öffnet, die sich mit dem Argument, mit den hohen Strompreisen werde vor allem nur eine Industriebranche und eine Minderheit von ohnehin schon vermögenden Gebäudeeigentümern gegenüber Mietern bevorteiligt (gute Geldanlage auf Kosten der Stromgebührenzahler), täuschen lassen. Der Film hätte etwas früher kommen sollen, dann hätte unser Umweltminister mehr Gegenwind von mehr energetisch aufgeklärte Verbraucher(verbände) gegen die viel zu drastische Senkung der Einspeisevergütung jetzt zum Sommer hin bekommen.
Im erweiterten Eintrag dieses Postings gebe ich schon mal einen Prolog zum Thema "Solarenergie in Russland", auf das ich demnächst eingehen werde und aus Anlass des Weltwassertages.
Ölförderung - um welchen Preis?
Ölvorräte gibt es noch für Jahrzehnte, aber auch verfügbar? Welcher Aufwand zur Förderung des Öls ist noch irgendwie angemessen? Für eine Angemessenheitsbewertung braucht man Maßstäbe, Perspektiven. Also von welcher Perspektive aus soll das beurteilt werden? Auf wen werden die Lasten der Ölförderung konkret verteilt? Das muss man sehen. Im hohen Norden Russlands leben Naturvölker, die aus ihrem Lebensraum verdrängt werden, deren Lebensraum zerstört wird. Unmengen an Wald, der im Norden nur sehr langsam wächst, werden zerstört. Im Gebiet des Flusses Konda, ein Nebenfluss des Irtysch, fand im Februar 2010 eine Einwohnerin einen mutierten Fisch. Auf ein paar Websites aus der Schweiz wird ein Video von diesem mutierten Fischwesen gezeigt, im Artikel Bezug auf RIA Nowosti genommen. Aber dort fand ich nicht den betreffenden Artikel. Hier wird das Video gezeigt.
Welchen Aufwand und welchen Schaden die Erdölerschließung in Westsibirien bedeuten, lässt sich beim Lesen auf der Seite von Carolin Große und Stephan Dudeck erahnen. Die Seite existiert nicht mehr oder ist umgezogen. Ich fand jetzt eine Seite von Stephan Dudeck, auf der er aus der Taiga berichtet.
Mineralölfirmen lassen in Russland jedes Jahr etwa 28 Millionen Tonnen Rohöl auslaufen, schrieb Hans-Christoph Neidlein 2003 in seinem Artikel "Umweltschutz in Russland" im politischen Kulturmagazin "Die Gazette", das in München herausgegeben wird. Diese Menge entspricht sieben Prozent der gesamten Ausbeute. Durch die Ölpest der Exxon Valdez 1989 gelangte im Ganzen weniger Rohöl in die Gewässer Alaskas als die Menge, die täglich die russische Tundra, Seen, Flüsse, Sümpfe und Wälder belastet, schreibt Neidlein weiter. Die Förderverluste aus der russischen Erdgasgewinnung würden auf 50 Prozent geschätzt. Das hierbei freigesetzte und ungenutzte Methangas heizt das Weltklima zusätzlich auf.
Umweltschutz in Russland gibt es nur ohne Beeinträchtigung des Wirtschaftswachstums. Da geht Russland keinen anderen Weg als all die westlichen Industrieländer, betonte im Dezember 2009 während der Weltklimakonferenz in Kopenhagen Alexander Bedritzki, Klimaberater von Dmitri Medwedjew auf einer Pressekonferenz der RIA Nowosti.
Menschen, denen was an unserer Umwelt liegt, an der Bewahrung der Natur auf der Welt, können eine Förderung von Öl unter den eben erwähnten Bedingungen nicht akzeptieren.
Um so weniger, wenn die Umwelt in ihrem Lebensraum zerstört wird.
Beispiel:
Konflikt zwischen Juri Vella und Lukoil eskaliert
Aktualisierung 15.05.2013: Das Beispiel fand ich auf dieser Website: http://www.projekte.kreckow.de/sibirien/jurij.htm. Sie ist inzwischen nicht mehr online.
Und so gibt es natürlich in Russland die Wissenschaftler, die enthusiastisch an Verfahren forschen, mit denen die Umwelt bewahrt wird. Aber sie bekommen bisher nur wenig staatliche Unterstützung. Ich berichtete ja bereits von so einem Enthusiasten, der mangels Geld nur langsam weiter kommt: Professor Doktor Sadilow. Im November 2008 waren zu einem deutsch-russischen Erfahrungsaustausch im Russischen Haus in Berlin mehrere solcher Enthusiasten zu Gast, ich berichtete.
Firmen, die sich hier engagieren wollen, sollen demnächst ein paar Vorschläge erhalten.